Donnerstag, 28. April 2011

Simbabwe: 12.04.11 – 21.04.11

Der Grenzübergang verlief so ruhig wie schon lange nicht mehr. Ein paar Stempel, ein paar Dollars und drüben waren wir. Gerade nach der Grenzkontrolle parkierten wir Dotschli und schauten uns die weltberühmten Victoria-Falls an. Gigantisch, wie die immensen Wassermassen während der Regenzeit über die Klippen hinabstürzen. Die Gischt war derart stark, dass wir selbst auf der gegenüberliegenden Seite der Fälle klitschnass wurden…

Das Zusammenspiel zwischen Sonne und Wasser brachte sich in den Himmel auftürmende Gischtwolken und damit auch mehrere Regenbogen zustande, nicht umsonst gehören die Vic-Falls zu den Unesco Weltkulturerben. Den Rest des Tages verbrachten wir in einem Backpackers in der Ortschaft Victoria Falls. Am nächsten Morgen wollten wir zu Fuss einen nahe gelegenen riesigen Baobab-Baum anschauen, doch als wir die vielen „Elefanten-Haufen“ auf dem Weg sahen und bald danach auch ein Schild „unguided walks forbidden“, beschlossen wir, diesen Weg doch lieber mit Dotschli zu fahren. Und siehe da: kurz darauf begegneten wir auch einer riesigen Wildsau – mitten in Victoria Falls! Als wir mit Dotschli denselben Weg fuhren, kamen uns zwei riesige Elefanten auf dem Weg entgegen…der Baobab wurde dann plötzlich nebensächlich :-). Im Backpackers trafen wir noch Jamie (Südafrikaner), Chris (Portugiesin) und eine Australierin, welche mit einem Landrover unterwegs waren. Wir beschlossen, die Strecke entlang dem Lake Kariba zusammen zu fahren, da wir nicht wussten, in welchem Zustand diese Offroad-Piste nach der Regenzeit war. Doch zuerst wollten wir noch den nahe gelegelene Hwange Nationalpark besuchen.

Der Morning-Drive war ziemlich enttäuschend, wir sahen kaum Tiere. Gegen Abend fuhren wir mehr in den Süden und siehe da: mehrere Elefantenherden, Zebras, Antilopen, Giraffen, Strausse…das gesamte Programm. Super spannend war auch zu beobachten, wie zwei Elefanten-Familien an das Wasserloch kamen, um zu trinken und sich neue Sonnencrème einzuschmieren: Elefanten benutzen den Schlamm tatsächlich als Sonnenschutz und „blasen“ das Schlamm-Wassergemisch mit dem Rüssel über Rücken und Nacken. Wir übernachteten in einem Camp im Park und lauschten Nachts die verschiedenen Geräusche der Tiere…hautnah und teilweise Furcht einflössend :-). Leider bemerkte ich, dass etwas mit Dotschlis Hinterrädern nicht in Ordnung war, sie schienen Spiel zu haben und ich tippte als Nicht-Mechaniker auf die Radlager. So mussten wir notgedrungen Programmänderung machen und die nächste Toyota-Garage ansteuern. Diese war 240 km südlich des Nationalparks in Bulawayo entfernt, so dass wir Jamie mitteilen mussten, dass wir leider nicht mit ihnen entlang dem Kariba-See fahren konnten.

In Bulawayo checkten die Mechaniker der Toyota-Garage unsere Radlager und – Gott sei dank – teilten uns mit, dass alles in Ordnung sei. Das Spiel, das icht gespürt habe, ist weg – keine Ahnung, weshalb. Wir blieben zwei Tage in der sympathischen Stadt Bulawayo – die Simbabwer fielen uns durch ihre Zurückhaltung positiv auf: wir wurden in Ruhe gelassen, nicht ewig angesprochen oder angebettelt, die Menschen waren freundlich. Da wir nun schon ziemlich im Süden Simbabwes waren, mussten wir uns entscheiden, ob wir nochmals in den Norden an den Sambesi-Fluss fahren wollten. Dies einerseits wegen dem Manapools-Nationalpark, den wir eigentlich besuchen wollten und dort im Park auf dem Sambesi ein mehrtägiges Kanutrekking machen wollten. Aufgrund des langen Anfahrtsweges – eine Strecke ca. 750 km – entschieden wir uns dann schweren Herzens, die Kanutour auf das Okawanga-Delta in Botswana zu verschieben…so dass wir direkt ostwärts fuhren. Nach einer Nacht in Masvingo regnete es wieder und daher beschlossen wir, weder die Great Simbabwe-Ruinen noch den nahgelegenen See zu besuchen. Ruinen hatten wir schon manche gesehen und den See im Regen…..na ja. Also nutzten wir diesen trüben Tag, um weitere Kilometer zu fressen.

Als Berggänger lockte uns an der Grenze zu Mocambique der Chimanimani Nationalpark – ein Gebirge mit wilden, steinigen Bergen. Wir bereiteten uns mental schon auf das Abwimmeln von Guides und eben – afrikamässiges- Wandern vor. Doch weit gefehlt: im Headquarter bezahlten wir den Eintritt, erhielten so etwas wie eine Karte sowie Empfehlungen über die schönste Tour mit einem lächelnden „enjoy your trip“. Das Wörtchen Guide wurde nicht einmal angesprochen…so machten wir uns auf den Weg, ausgerüstet für eine Tagestour. Leider hing der Nebel tief, wir sahen kaum ins Flachland hinunter. Der schmale Bergweg führte steil zwischen wilden Felsformationen hinauf, teilweise mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, um weiterzukommen. Auch war die Markierung des Weges nicht mit den schweizerischen Wanderwegen zu vergleichen…glücklicherweise hatte ich mein Navi eingepackt, welches mir jeweils bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein. Nach Überquerung eines schönen Plateaus erreichten wir eine Berghütte, wo wir eigentlich unser Tagesziel festgelegt hatten. Da wir jedoch noch nicht zu müde waren, beschlossen wir, eine Rundtour zu machen. Da die meisten Touristen – wenn denn welche kamen – wohl nur in die Hütte und auf den höchsten Berg stiegen, mussten wir feststellen, dass die übrigen Wege des Parkes nicht unterhalten wurden: durch teilweise hüfthohes Gras, natürlich pflotschnass, so dass wir den Weg nur mehr erahnen konnten, über Bäche, steile Grasbörter hinab…wir wurden langsam müde, ich hielt das Navi immer vor mir und hoffte, dass die Batterien nicht schlapp machten. Leider begann es auch noch zu regnen, doch machte dies uns eigentlich nichts weiter aus, da wir vom hohen Gras eh schon klitschnass waren. Nachdem uns das Navi auf einen Weg führte, der wohl schon seit Jahren nicht mehr begangen wurde und im schier undurchdringbaren Dschungel endete, begann unsere Stimmung doch langsam zu sinken. Wir waren müde, wussten zwar, wo wir waren, aber nicht, welchen Weg uns wieder zurück zu Dotschli führen würde. Nass bis auf die Unterwäsche und müde kämpften wir uns vorwärts. In den Bergschuhen pflotschte es nur so…nach siebeneinhalb Stunden dann die „Erlösung“: Dotschli war in Sicht. Wenn wir zu Hause gewesen wären, hätten wir eine laaaange warme Dusche oder gar ein Bad genossen. Aber eben: wir waren nicht zu Hause. So gabs denn eine minütige saaaau-kalte Dusche (aber immerhin!), jedoch gefolgt von einer feinen Bündner Gerstensuppe und Älpler Makkaronen – das entschädigte für viel! Die Nacht war ruhig – wir schliefen wie die Weltmeister. Da wir uns wieder ostwärts bewegten, brach die Nacht wieder früher ein – um sechs wars bereits wieder stockfinster und wir dementsprechend müde und in den Federn. Nach acht Stunden Schlaf war jedoch meist fertig, was bedeutete, dass wir oft zwischen 4 und 5 Uhr morgens wach waren und nicht mehr schlafen konnten…Uebrigens: der Muskelkater war auch nicht ohne…

So, nächste Station war Mutare bzw. Grenze zu Mocambique. Wir entschieden uns für den direkten Weg von Chimanimani über Cashel nach Mutare (wurde von einem grossen Wegweiser als „scenig road“ bezeichnet), auch wenn diese Strasse auf der Karte nur weiss und fein eingezeichnet war.. Nach Erkundigung im Nationalparkbüro („yes, you can take this road, no problem“) machten wir uns auf die Räder – schon nach einem Kilometer nicht mehr geteert, aber was solls, Dotschli will ja auch artgerecht gehalten werden. Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, der Weg wurde immer schlechter, immer weniger Spuren, es ging einen Pass hoch, begann zu nieseln und nebeln…immer schlechter…immer schmaler…Schlammlöcher – Allrad, Untersetzung und Sperren rein – oje, wenn das nur gut kommt, uns war etwa so zumute wie tags zuvor zu Fuss, zumal wir uns wirklich im Niemandsland zwischen Simbabwe und Mocambique befanden, Tagesmärsche entfernt von jeglicher Zivilisation. Fotos gibt’s da leider keine – wer denkt in solchen Situationen noch ans Fotographieren?! Zu Fuss musste ich mehrmals vorausmarschieren, um zu schauen, ob ich da überhaupt durchkomme mit dem Auto. Nee, so nicht, beschlossen wir und kehrten um, wir hatten genug von unserem Fast-Kipper in Malawi – ich war schon froh, fand ich überhaupt eine Stelle, wo ich wenden konnte. Gut – nun wieder zwei Stunden retour nach Chimanimani. Auf halber Strecke kam uns ein Weisser (lebt aber seit Jahren in Mutare) im Pickup entgegen und er bestätigte uns, dass diese Route seit Jahren nicht mehr unterhalten und befahren würde…. Zwischen-Fazit vom Chimanimani-Gebiet: landschaftlich wunderschön, aber nicht unbedingt für Touristen erschlossen, welche nicht nur gerade bei Sonnenschein unterwegs sind und „nur“ in die Hütte wollen, sondern vielleicht ein bisschen weiter und bei jedem Wetter.

Über Teer waren wir schnell in Mutare, kauften ein und suchten den Caravan Park zum Übernachten. Einsam gelegen ausserhalb der Stadt am nördlichen Hügel, waren wir wiedermal die einzigen Touristen. Da der Platz nicht umzäunt und nicht mit einer – wie üblich – Eingangspforte gesichtert war, erkundigten wir uns nach der Sicherheit – „no problem“ war die Antwort, klar, wie kann man nur so dumm fragen. Da wir müde waren und nicht weitersuchen mochten, blieben wir. Nach dem Eindunkeln bemerkte ich ein Auto, das in ca. 50 m Entfernung halb hinter dem WC-Block parkierte – Menschen stiegen jedoch nicht aus. Adi’s Sicherheits-Ampel stellte auf Orange (Rot = weg von hier!) und ich spazierte unauffällig zu den WC’s, um die Lage zu checken. Ich bemerkte Leute im Auto – die Türe wurde sofort zugezogen, aber mehr konnte ich nicht erkennen. Gut – wir assen unser Znacht, das Auto blieb. Später machte Corinne auch noch eine Tour-de-Auto, ausgerüstet mit Hochleistungstaschenlampe und leuchtete direkt ins Auto rein – viel sah sie auch nicht, ausser dass ein Mann sich zu verstecken versuchte. Das war dann doch zu viel und Corinne fragte bei der Reception nach–„no problem – they make a pic-nic“…war die Antwort. Um diese Zeit? Im Auto? Hm…da konnte was nicht stimmen. Aber so langsam begriffen wir, was der Herr Rezeptionist unter Pic-Nic verstand…:-), was uns am nächsten Morgen dann auch endgültig klar wurde, als wir am Boden die vielen Packungen „extra long“ oder „sensitive“ sahen…wir mussten lachen.

Tags darauf war wieder eine Grenze angesagt. Keine Probleme, alles verlief recht zügig und speditiv.


Fazit Simbabwe:

Endlich haben wir unser Picknick-Land gefunden – nein, nicht obiges, sondern wirkliches Picknick, denn wir konnten ungewohnterweise unsere Mittags-Sandwiches völlig ungestört und unbeobachtet geniessen. Das Biken machte Spass – kaum Verkehr, kilometerlange Wälder. Dotschli machte uns einen kleinen Strich durch die Rechnung – wir wären gerne in den Mana Pools Nationalpark, aber eben: wenn der Wagen bockt, geht nichts mehr :-). Ausser den oft problembehafteten Berichten der westlichen Medien zu Hause über Mugabe und seinem Gehabe hatte ich mich kaum mit Simbabwe beschäftigt und wir waren positiv überrascht von diesem Land. Freundliche, zurückhaltende Menschen, ansprechende Landschaften…

Und die Tages-(Tor)-Tour im Chimanimani-NP bleibt uns noch lange in Erinnerung!

1 Kommentar:

  1. hahaha... herrliche Story ihr 2!!! Vorallem Corinne die Sittenwächterin hehe...
    In der Karibik sahen wir diese "Rammelautos" nachts fast täglich in der Gegend parkieren! :)

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