Sonntag, 10. Juli 2011

Botswana: 14.06.11 – 05.07.11

Nur ein Wort zur Einreise: es geht auch einfach. Die Grenzbeamten des kleinen Grenzüberganges Platjan wollten kaum aus der Siesta-Stellung in ihren Liegestühlen aufstehen. So liessen sie uns die Formulare und das Carnet de Passage gerade selber ausfüllen, die Gebühren waren auch schnell bezahlt und so waren wir innert einer halben Stunde in Botswana. Keine Autokontrolle, keine nervigen Geldwechsler, nix. So geht das. Im nahen Limpopo River Lodge Camp hatten wir mit unseren deutschen Freunden Thorsten und Leonie abgemacht. Das Camp liegt wunderschön am Limpopo – wir hielten es drei entspannende Tage aus. Bushwalks, Plaudern, Backen, Waschen…

Die Zeit geht so schnell vorbei! Leider waren unsere Routen gerade spiegelverkehrt: sie kamen von Botswana, wir fuhren nach Botswana und umgekehrt, so dass wir uns nach drei Tagen schon wieder trennen mussten. Tags darauf gings nach Francistown und von da nach Lethlakane. Diese Strecken waren ziemlich eintönig und langweilig, daher verliere ich da kaum Worte dazu. Von Lethlakane aus schlugen wir die Dirt Road (manchmal nur Wegspuren….) nordwärts ein zur Kubu Island. Dank GPS hatten wir keine Orientierungsschwierigkeiten, trotz der vielen unübersichtlichen Wegspuren im Sand oder Busch. Dotschli machte seine Arbeit tapfer, wühlte sich durch den teilweise tiefen Sand….

Kubu Island, eine faszinierende, etwa 1 km lange und 20 m erhöhte Felsinsel voller skurriler Baobabs und afrikanischer Sterkulienbäume ragt aus den Salzpfannen der Sowa Pans hervor, fast eine surreale (Mond) Landschaft…die Farben an Sonnenunter- und Aufgang waren traumhaft! Wir genossen mehrere Spaziergänge über und um die Insel und natürlich den Grill am Abend, wiederum fast alleine…tags darauf kämpfte sich Dotschli wieder kreuz und quer durch Wüste, Salzpfannen, Buschland…mehr oder weniger immer irgendwelchen Tracks folgend, das GPS immer im Auge…das Bikevergnügen hielt sich an diesem Tag in Grenzen – eine Dorne machte dem Vorderreifen kurzum den Garaus. Im Planet Baobab in Gweta übernachteten wir, bevor wir dann nach Maun ins Old Bridge Backpackers fuhren. Von da aus organisierten wir einen Rundflug über das Delta – unbeschreiblich – und eine zweitägige Mokoro (=Einbaum)-Tour ins Delta rein. Da wir mehr oder minder immer selber gekocht haben auf dieser Reise, buchten wir für diesen Mokoro-Trip „all inclusive“ – ein Koch und drei „Mokoro-Führer“ begleiteten uns. Zuerst gings per Motorboot eine Stunde ins Delta rein. Dort verluden die Kerle das gesamte Camping-material, den Food und uns in die Mokoros.

Mit einem langen Holzstab als Antriebshilfe und „Lenkung“ gondelten sie uns (wie in Venedig….) durch das wilde Delta. Vorbei an Elefantenherden (einmal elf Tiere in nächster Nähe!), durch Schilf, Seegras, Lilienfelder…am Nachmittag erreichten wir den Camp-Platz, wo wir unser Zelt aufschlugen und eine Walking-Safari machten. Unbewaffnet und nur die eigenen Füsse als Verteidigungsmittel war es schon ein bisschen ein mulmiges Gefühl, sich im wilden Busch zu bewegen und zu wissen, dass da Büffel, Hippos, Löwen und jede Menge Elefanten leben…währenddessen bereitete der Koch das Znacht auf dem Feuer zu – Reis, Gulasch, Gemüse, Salat…mehr als wir uns gewohnt waren! Sogar eine Flasche Wein gehörte dazu….die Nacht verlief erstaunlicherweise recht ruhig – weder Elefanten- noch Löwengebrüll störte unseren Schönheitsschlaf. Kurz nach Anbruch der Dämmerung machten wir uns wieder auf den Weg zu einer nächsten Walking-Safari auf einer andern Insel. Vier Stunden verbrachten wir im Busch mit Zebras, Gnus, Wildschweinen, Elefanten, diversen Vogelarten…und diese allein und aus nächster Nähe. Gegen Elf Uhr erwartete uns dann ein üppiges englisches Frühstück mit Speck, Eiern, Baked Beans - und einem Nickerchen im Zelt, bevor wir dann per Mokoro wieder den Heimweg „unter die Füsse“ nahmen.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit Vorräte-Auffüllen in Maun, Velo flicken, Waschen…bevor wir dann am nächsten Tag gegen den Kalahari- Nationalpark fuhren.

Die Strecke von Maun über Rakops zum Gate-Eingang war wenig spektakulär – topfeben, teilweise buschig, so dass wir nicht viel zu sehen bekamen. Seit langem verbrachten wir wieder einmal eine Buschnacht kurz vor dem Eingangsgate, die minus 5 Grad nagten doch ein bisschen an unseren Reserven. Bereits kurz nach dem Gate innerhalb des Kalahariparks wurden wir von einer Herde Giraffen überrascht. Die dreizehn unterschiedlich alten / grossen Tiere grasten gemütlich am Wegesrand und liessen sich durch uns nicht sonderlich stören. Die mehrstündige Pirschfahrt durch den Busch brachten uns dann auch Löffelhunde, Schakale, Buschhörnchen, Gnus und Oryx (Antilopenart) vor die Linse. Wir genossen die Stille und die schier unendliche Weite der Kalahari. Der nächste Tag fuhren wir Richtung Süden zu andern „Pans“ (= ebene Grasflächen ohne Busch). Und siehe da: von weitem konnten wir vier Löwen beobachten, wie sie rund um eine Pan marschierten! Leider wollten sie uns nicht näher kommen, aber mit Fernglas war dies ein eindrückliches Erlebnis. Ein paar Kilometer weiter südlich wollten wir an einem Wasserloch unsere Sandwiches schmieren; ich hielt an und wollte gerade aussteigen, als mir der Atem stockte: etwa 10 Meter neben mir lag ein Löwen-Männchen im Gras! OK, dann halt eben nicht aussteigen, ist wohl gescheiter….der Löwe schien uns kaum zu beachten, lag seelenruhig vor dem Wasserloch und sorgte dafür, dass all die andern Tiere nicht trinken konnten. Nach einer Stunde gabs halt das Zmittag im Wagen drin, aber wer bekommt schon „Lunch next to a lion“?! Er wollte und wollte einfach nicht weg, räkelte sich an der Sonne, verlagerte manchmal die Stellung und nach etwa zwei Stunden mussten wir ihn dort liegen lassen und den „Heimweg“ ins Camp antreten. Wow, heute war wirklich der Löwen-Tag! Im Camp genossen wir eine kalte, mitgebrachte Dusche und die letzte Röschti mit botswanischer Bratwurscht :-).

Am dritten Tag Kalahari stand nun leider der Abschied von dieser unendlichen Weite und Schönheit auf dem Programm. Eine weitere Nacht im Planet Baobab in Gweta und tags darauf über Nata hoch nach Panamatenga, zu einem Bekannten von Melonie Eva, unserer südafrikanischen Freundin aus Komatipoort. Die Strecken zwischen den Sehenswürdigkeiten in Botswana waren lang und langweilig – eintönige, gerade aber meist gute Strassen, genau das Richtige für Hörbücher und Philip Maloney…Leider war dieser Bekannte, Chris, krank im Bett, so dass er uns auch nicht gross weiterhelfen konnte mit Insider-Tipps und Wissen. So fuhren wir tags darauf hoch nach Kasane, wo wir zu unserem Erstaunen Mühe hatten, einen freien Campingplatz zu finden: die Südafrikaner haben den ganzen Juli Ferien und schwärmen zu hunderten nach Namibia, Botswana und Simbabwe hoch…dies hatte auch zur Folge, dass wir leider keinen Besuch im Savuti-Camp im Chobe Nationalpark buchen konnten: „fully booked the whole july“ war die Antwort. So begnügten wir uns mit Tagesausflügen von Kasane aus. Zuerst unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Chobe-River: wunderschöne Nachmittagstour entlang diesem breiten Fluss, wo sich hunderte von Elefanten, Hippos und Wasservögel tummeln. Das erste Mal auf der Reise gönnten wir uns danach ein Schlemmer-Abend-Buffet in einer edlen Lodge :-). Wow, das war ein Erlebnis: was wir tagsüber jeweils in den Parks bestaunten, kam nun auf den Teller. Von Krokodil über Kudu (Antilope) und Wildschwein bis hin zum Desserbuffet war alles zu haben. Kugelrund und leicht überessen machten wir uns zurück zum Campingplatz.

Am nächsten Tag fuhren wir mit Dotschli in den Park, entlang dem Chobe River. Was vorerst als eher tier-arm aussah, entpuppte sich innert Sekunden als Tier-Highlight unserer Afrikareise: wir wurden plötzlich von einem Löwen seitlich überholt, der einem Büffel nachjagte. Schnell, die Kamera! Nun durften wir in den nächsten Minuten einem schönen, unvergesslichen und zugleich tragisch-schrecklichen Naturschauspiel „teilhaben“. Drei Löwen jagten den alten Büffel, bis dieser zu schwach war, um sich zu wehren oder zu entkommen – er hatte keine Chance. Als der Büffel plötzlich zusammenbrach, begannen die Löwen, den Büffel hinten oberhalb des Schwanzes bei lebendigem Leibe anzufressen, bis dieser wohl innerlich verblutete. Nachdem das Männchen genug gefressen hatte, tauchten aus dem nahen Gebüsch weitere Löwen auf: insgesamt vier Weibchen, ein Männchen und fünf Jungtiere machten sich nun daran, den Büffel zu verspeisen. Sichtlich zufrieden spielten die Jungen herum, tollten wie unsere Hauskatzen zu Hause – nach dem Vorbild der Löwen-Eltern – und wir mittendrin. Sie störten sich überhaupt nicht an den paar Fahrzeugen, die um das Schauspiel herumstanden. Fast den ganzen Tag durften wir die grosse Löwenfamilie beobachten, wie sie frassen, spielten, ruhten, tranken….und wieder frassen, es war einfach unbeschreiblich schön! Da wurden die restlichen zahlreichen Tiere wie Elefanten, Giraffe, Zebras, Warzenschweine, Hippos doch beinahe zur Nebensache…Ausser: ganz kurz durften wir noch ein Leoparden-Mami mit seinem kleinen sehen, bevor diese wieder im Busch verschwanden. Jö, wie härzig!

Nach einem weiteren Ruhetag auf dem Camping in Kasane machten wir uns auf zur letzten Grenze: welcome to Namibia!



Fazit Botswana:

Wir hatten nun ja schon ein paar Nationalparks gesehen – aber Botswana überraschte uns mit Naturschönheit pur, vielen Tieren und eben: einem Löwen-Zirkus par excellence. Die Kalahari, das Okawango-Delta und der Chobe sind wirklich sehenswert – leider besuchten wir Botswana in der Hochsaison, was zur Folge hatte, dass wir nicht alle Orte besuchen konnten, die wir eigentlich gerne gesehen hätten. Auch waren wir uns nicht gewohnt, alle Parks und Camps vorzubuchen und uns dementsprechend an einen Zeitplan zu halten. Und trotzdem: es war eine wunderschöne Zeit!