Donnerstag, 28. April 2011

Simbabwe: 12.04.11 – 21.04.11

Der Grenzübergang verlief so ruhig wie schon lange nicht mehr. Ein paar Stempel, ein paar Dollars und drüben waren wir. Gerade nach der Grenzkontrolle parkierten wir Dotschli und schauten uns die weltberühmten Victoria-Falls an. Gigantisch, wie die immensen Wassermassen während der Regenzeit über die Klippen hinabstürzen. Die Gischt war derart stark, dass wir selbst auf der gegenüberliegenden Seite der Fälle klitschnass wurden…

Das Zusammenspiel zwischen Sonne und Wasser brachte sich in den Himmel auftürmende Gischtwolken und damit auch mehrere Regenbogen zustande, nicht umsonst gehören die Vic-Falls zu den Unesco Weltkulturerben. Den Rest des Tages verbrachten wir in einem Backpackers in der Ortschaft Victoria Falls. Am nächsten Morgen wollten wir zu Fuss einen nahe gelegenen riesigen Baobab-Baum anschauen, doch als wir die vielen „Elefanten-Haufen“ auf dem Weg sahen und bald danach auch ein Schild „unguided walks forbidden“, beschlossen wir, diesen Weg doch lieber mit Dotschli zu fahren. Und siehe da: kurz darauf begegneten wir auch einer riesigen Wildsau – mitten in Victoria Falls! Als wir mit Dotschli denselben Weg fuhren, kamen uns zwei riesige Elefanten auf dem Weg entgegen…der Baobab wurde dann plötzlich nebensächlich :-). Im Backpackers trafen wir noch Jamie (Südafrikaner), Chris (Portugiesin) und eine Australierin, welche mit einem Landrover unterwegs waren. Wir beschlossen, die Strecke entlang dem Lake Kariba zusammen zu fahren, da wir nicht wussten, in welchem Zustand diese Offroad-Piste nach der Regenzeit war. Doch zuerst wollten wir noch den nahe gelegelene Hwange Nationalpark besuchen.

Der Morning-Drive war ziemlich enttäuschend, wir sahen kaum Tiere. Gegen Abend fuhren wir mehr in den Süden und siehe da: mehrere Elefantenherden, Zebras, Antilopen, Giraffen, Strausse…das gesamte Programm. Super spannend war auch zu beobachten, wie zwei Elefanten-Familien an das Wasserloch kamen, um zu trinken und sich neue Sonnencrème einzuschmieren: Elefanten benutzen den Schlamm tatsächlich als Sonnenschutz und „blasen“ das Schlamm-Wassergemisch mit dem Rüssel über Rücken und Nacken. Wir übernachteten in einem Camp im Park und lauschten Nachts die verschiedenen Geräusche der Tiere…hautnah und teilweise Furcht einflössend :-). Leider bemerkte ich, dass etwas mit Dotschlis Hinterrädern nicht in Ordnung war, sie schienen Spiel zu haben und ich tippte als Nicht-Mechaniker auf die Radlager. So mussten wir notgedrungen Programmänderung machen und die nächste Toyota-Garage ansteuern. Diese war 240 km südlich des Nationalparks in Bulawayo entfernt, so dass wir Jamie mitteilen mussten, dass wir leider nicht mit ihnen entlang dem Kariba-See fahren konnten.

In Bulawayo checkten die Mechaniker der Toyota-Garage unsere Radlager und – Gott sei dank – teilten uns mit, dass alles in Ordnung sei. Das Spiel, das icht gespürt habe, ist weg – keine Ahnung, weshalb. Wir blieben zwei Tage in der sympathischen Stadt Bulawayo – die Simbabwer fielen uns durch ihre Zurückhaltung positiv auf: wir wurden in Ruhe gelassen, nicht ewig angesprochen oder angebettelt, die Menschen waren freundlich. Da wir nun schon ziemlich im Süden Simbabwes waren, mussten wir uns entscheiden, ob wir nochmals in den Norden an den Sambesi-Fluss fahren wollten. Dies einerseits wegen dem Manapools-Nationalpark, den wir eigentlich besuchen wollten und dort im Park auf dem Sambesi ein mehrtägiges Kanutrekking machen wollten. Aufgrund des langen Anfahrtsweges – eine Strecke ca. 750 km – entschieden wir uns dann schweren Herzens, die Kanutour auf das Okawanga-Delta in Botswana zu verschieben…so dass wir direkt ostwärts fuhren. Nach einer Nacht in Masvingo regnete es wieder und daher beschlossen wir, weder die Great Simbabwe-Ruinen noch den nahgelegenen See zu besuchen. Ruinen hatten wir schon manche gesehen und den See im Regen…..na ja. Also nutzten wir diesen trüben Tag, um weitere Kilometer zu fressen.

Als Berggänger lockte uns an der Grenze zu Mocambique der Chimanimani Nationalpark – ein Gebirge mit wilden, steinigen Bergen. Wir bereiteten uns mental schon auf das Abwimmeln von Guides und eben – afrikamässiges- Wandern vor. Doch weit gefehlt: im Headquarter bezahlten wir den Eintritt, erhielten so etwas wie eine Karte sowie Empfehlungen über die schönste Tour mit einem lächelnden „enjoy your trip“. Das Wörtchen Guide wurde nicht einmal angesprochen…so machten wir uns auf den Weg, ausgerüstet für eine Tagestour. Leider hing der Nebel tief, wir sahen kaum ins Flachland hinunter. Der schmale Bergweg führte steil zwischen wilden Felsformationen hinauf, teilweise mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, um weiterzukommen. Auch war die Markierung des Weges nicht mit den schweizerischen Wanderwegen zu vergleichen…glücklicherweise hatte ich mein Navi eingepackt, welches mir jeweils bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein. Nach Überquerung eines schönen Plateaus erreichten wir eine Berghütte, wo wir eigentlich unser Tagesziel festgelegt hatten. Da wir jedoch noch nicht zu müde waren, beschlossen wir, eine Rundtour zu machen. Da die meisten Touristen – wenn denn welche kamen – wohl nur in die Hütte und auf den höchsten Berg stiegen, mussten wir feststellen, dass die übrigen Wege des Parkes nicht unterhalten wurden: durch teilweise hüfthohes Gras, natürlich pflotschnass, so dass wir den Weg nur mehr erahnen konnten, über Bäche, steile Grasbörter hinab…wir wurden langsam müde, ich hielt das Navi immer vor mir und hoffte, dass die Batterien nicht schlapp machten. Leider begann es auch noch zu regnen, doch machte dies uns eigentlich nichts weiter aus, da wir vom hohen Gras eh schon klitschnass waren. Nachdem uns das Navi auf einen Weg führte, der wohl schon seit Jahren nicht mehr begangen wurde und im schier undurchdringbaren Dschungel endete, begann unsere Stimmung doch langsam zu sinken. Wir waren müde, wussten zwar, wo wir waren, aber nicht, welchen Weg uns wieder zurück zu Dotschli führen würde. Nass bis auf die Unterwäsche und müde kämpften wir uns vorwärts. In den Bergschuhen pflotschte es nur so…nach siebeneinhalb Stunden dann die „Erlösung“: Dotschli war in Sicht. Wenn wir zu Hause gewesen wären, hätten wir eine laaaange warme Dusche oder gar ein Bad genossen. Aber eben: wir waren nicht zu Hause. So gabs denn eine minütige saaaau-kalte Dusche (aber immerhin!), jedoch gefolgt von einer feinen Bündner Gerstensuppe und Älpler Makkaronen – das entschädigte für viel! Die Nacht war ruhig – wir schliefen wie die Weltmeister. Da wir uns wieder ostwärts bewegten, brach die Nacht wieder früher ein – um sechs wars bereits wieder stockfinster und wir dementsprechend müde und in den Federn. Nach acht Stunden Schlaf war jedoch meist fertig, was bedeutete, dass wir oft zwischen 4 und 5 Uhr morgens wach waren und nicht mehr schlafen konnten…Uebrigens: der Muskelkater war auch nicht ohne…

So, nächste Station war Mutare bzw. Grenze zu Mocambique. Wir entschieden uns für den direkten Weg von Chimanimani über Cashel nach Mutare (wurde von einem grossen Wegweiser als „scenig road“ bezeichnet), auch wenn diese Strasse auf der Karte nur weiss und fein eingezeichnet war.. Nach Erkundigung im Nationalparkbüro („yes, you can take this road, no problem“) machten wir uns auf die Räder – schon nach einem Kilometer nicht mehr geteert, aber was solls, Dotschli will ja auch artgerecht gehalten werden. Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, der Weg wurde immer schlechter, immer weniger Spuren, es ging einen Pass hoch, begann zu nieseln und nebeln…immer schlechter…immer schmaler…Schlammlöcher – Allrad, Untersetzung und Sperren rein – oje, wenn das nur gut kommt, uns war etwa so zumute wie tags zuvor zu Fuss, zumal wir uns wirklich im Niemandsland zwischen Simbabwe und Mocambique befanden, Tagesmärsche entfernt von jeglicher Zivilisation. Fotos gibt’s da leider keine – wer denkt in solchen Situationen noch ans Fotographieren?! Zu Fuss musste ich mehrmals vorausmarschieren, um zu schauen, ob ich da überhaupt durchkomme mit dem Auto. Nee, so nicht, beschlossen wir und kehrten um, wir hatten genug von unserem Fast-Kipper in Malawi – ich war schon froh, fand ich überhaupt eine Stelle, wo ich wenden konnte. Gut – nun wieder zwei Stunden retour nach Chimanimani. Auf halber Strecke kam uns ein Weisser (lebt aber seit Jahren in Mutare) im Pickup entgegen und er bestätigte uns, dass diese Route seit Jahren nicht mehr unterhalten und befahren würde…. Zwischen-Fazit vom Chimanimani-Gebiet: landschaftlich wunderschön, aber nicht unbedingt für Touristen erschlossen, welche nicht nur gerade bei Sonnenschein unterwegs sind und „nur“ in die Hütte wollen, sondern vielleicht ein bisschen weiter und bei jedem Wetter.

Über Teer waren wir schnell in Mutare, kauften ein und suchten den Caravan Park zum Übernachten. Einsam gelegen ausserhalb der Stadt am nördlichen Hügel, waren wir wiedermal die einzigen Touristen. Da der Platz nicht umzäunt und nicht mit einer – wie üblich – Eingangspforte gesichtert war, erkundigten wir uns nach der Sicherheit – „no problem“ war die Antwort, klar, wie kann man nur so dumm fragen. Da wir müde waren und nicht weitersuchen mochten, blieben wir. Nach dem Eindunkeln bemerkte ich ein Auto, das in ca. 50 m Entfernung halb hinter dem WC-Block parkierte – Menschen stiegen jedoch nicht aus. Adi’s Sicherheits-Ampel stellte auf Orange (Rot = weg von hier!) und ich spazierte unauffällig zu den WC’s, um die Lage zu checken. Ich bemerkte Leute im Auto – die Türe wurde sofort zugezogen, aber mehr konnte ich nicht erkennen. Gut – wir assen unser Znacht, das Auto blieb. Später machte Corinne auch noch eine Tour-de-Auto, ausgerüstet mit Hochleistungstaschenlampe und leuchtete direkt ins Auto rein – viel sah sie auch nicht, ausser dass ein Mann sich zu verstecken versuchte. Das war dann doch zu viel und Corinne fragte bei der Reception nach–„no problem – they make a pic-nic“…war die Antwort. Um diese Zeit? Im Auto? Hm…da konnte was nicht stimmen. Aber so langsam begriffen wir, was der Herr Rezeptionist unter Pic-Nic verstand…:-), was uns am nächsten Morgen dann auch endgültig klar wurde, als wir am Boden die vielen Packungen „extra long“ oder „sensitive“ sahen…wir mussten lachen.

Tags darauf war wieder eine Grenze angesagt. Keine Probleme, alles verlief recht zügig und speditiv.


Fazit Simbabwe:

Endlich haben wir unser Picknick-Land gefunden – nein, nicht obiges, sondern wirkliches Picknick, denn wir konnten ungewohnterweise unsere Mittags-Sandwiches völlig ungestört und unbeobachtet geniessen. Das Biken machte Spass – kaum Verkehr, kilometerlange Wälder. Dotschli machte uns einen kleinen Strich durch die Rechnung – wir wären gerne in den Mana Pools Nationalpark, aber eben: wenn der Wagen bockt, geht nichts mehr :-). Ausser den oft problembehafteten Berichten der westlichen Medien zu Hause über Mugabe und seinem Gehabe hatte ich mich kaum mit Simbabwe beschäftigt und wir waren positiv überrascht von diesem Land. Freundliche, zurückhaltende Menschen, ansprechende Landschaften…

Und die Tages-(Tor)-Tour im Chimanimani-NP bleibt uns noch lange in Erinnerung!

Sambia: 30.03.11 – 12.04.11

Die erste Nacht in Sambia verbrachten wir im Deans’ Camp in Chipita. Im Spar füllten wir unsere Vorräte auf und begannen wiederum mit der Suche nach einem tauglichen Velo. Als die Locals erfuhren, dass zwei Muzungus ein Velo kaufen möchten, waren wir plötzlich umringt von potentiellen Geschäftspartnern – es wurden uns mehrere Velos in unterschiedlichstem Zustand angeboten. Im Unterschied zu den Verkäufern in Lilongwe konnten wir diese Fahrräder jedoch Probe fahren, was schlussendlich zu einem neuen Familienmitglied führte: herzlich willkommen, Sambu!

OK, auch Sambu stammt aus China, sieht leicht aus, ist er aber nicht und die Hinterbremsen und Schaltung benötigten eine gründliche Überholung. Alles in allem stimmte jedoch das Preis-Leistungsverhältnis mehr oder weniger – oder auf deutsch: wir wollten jetzt ein Bike und waren bereit, auch für diesen Chinesen hundert Franken hinzublättern. Freudig strampelten wir die ersten 30 Kilometer zwischen Chipata und Mfuwe abwechslungsweise, obschon wir erstaunlich schnell ausser Atem kamen und die afrikanische Sonne gnadenlos auf unsere Häupter brannte – aber es machte Spass. Gegen Mittag schnallten wir Sambu auf den Dachträger (wenn wir noch mehr aufs Dach laden, sehen wir schon bald aus wie ein afrikanischer Lastwagen!) und fuhren über eine üble Piste nach Mfuwe, dem Tor zum South Luangwa National Park. Wir quartierten uns in die Wildlife Lodge (bzw. Camping) ein und staunten nicht schlecht, als wir in breitem Berndeutsch begrüsst wurden! Dora lebt und arbeitet schon vier Jahre hier und hatte uns viel zu erzählen…wir entschieden uns sogleich, einen Night-Game-Drive zu buchen und um halb vier gings los: im offenen Land-Rover erlebten wir ein weiteres Highlight in Afrika – in der Dämmerung und Nacht quer durch einer der wildesten und unberührtesten Nationalparks zu fahren war unbeschreiblich. Wir konnten Zebras, Giraffen, Büffel, Antilopen, Stachelschweine, Eulen und weitere Tiere sehen…und als Krönung vier Löwen beobachten! Als es eindunkelte, leuchtete der eine Guide während dem Fahren mit einem sehr starken Scheinwerfer die nähere Umgebung aus. Unterwegs servierte uns der Guide ein kühles Bierchen und Popcorn...einfach einmalig. Um halb neun waren wir wieder im Camp, wo wir einen leckeren Cheesburger serviert erhielten.

Da der Eintritt in den Nationalpark für 24 Stunden gültig war, standen wir um sechs Uhr morgens schon wieder am Eingangsgate, dieses Mal aber mit Dotschli. Das Glück war wiederum auf unserer Seite: eine Mutter mit zwei Jungen Löwen spazierten direkt vor unserem Auto durch, keine zwei Meter trennten uns von ihnen! Eine gute viertel Stunde konnten wir ihnen folgen – seelenruhig und an Autos gewöhnt schien sich die Mutter mit den verspielten Jungen nicht an uns zu stören. Auch die ganze andere Palette an Tieren durften wir in der Folge beobachten, nur der Leopard fehlte noch auf der Liste. Die kleineren Wege waren leider wegen der Regenzeit noch nicht passierbar – mehrmals mussten wir umkehren, da wir uns alleine nicht wagten, die schlammigen Passagen oder tiefen Wasserdurchfahrten zu queren. Ein weiteres Malheur mit Dotschli wollten wir dieses Mal vermeiden….Gegen Mittag waren wir müde vom Herumfahren und Beobachten, so dass wir ins Camp zurückfuhren. Doch auch dort ging das Tier-Spektakel weiter: dutzende von Baboons (Affen) tollten im Camp herum, Buschhörnchen „Karlchen“ war unser Nachbar, ein Riesenwaran trottete über den Weg: wir campten in einem richtigen Zoo. Das Pool direkt am Fluss war natürlich das „i-Tüpfli“, denn es war unglaublich schwül und heiss.

Den nächsten Tag verbrachten wir im Camp, wir waren zu müde, um weitere Safaris zu machen. Mussten wir auch nicht, denn die Tierwelt spazierte uns auch im Camp vor den Augen herum: Ein Elefant trottete am andern Ufer des Luangwa vorbei, die Affen spielten auf den benachbarten Fixzelten Trampolin, die Hippos im Luangwa vor uns schnaubten und röhrten und Karlchen war auch immer da. Es war wirklich ein Traum…

Wir verbrachten fast den ganzen Morgen damit, Sambu auf Vordermann zu bringen. Die Vorbesitzer hatten das Wort „Unterhalt“ wohl nicht in ihrem Repertoire: Schalt- und Bremskabel waren verrostet, die Schaltung mussten wir neu einstellen, die Bremsen revidieren…es gab viel zu tun. Doch danach war unser Sambu einsatzfähig – ausser den lädierten Kugellagern und der abgenützten Ritzel konnten wir alles zufrieden stellend instand setzen. Nun wollten wir Sambu noch einen Gepäckträger spendieren, damit wir zu zweit auf Pirschfahrt gehen konnten…:-). Den Nachmittag verbrachten wir mit anstrengendem Baden im Pool…

Tags darauf entschieden wir uns, nochmals in den Park zu gehen und buchten wiederum einen Night-Drive. Doch dieses Mal hatten wir weniger Glück: es begann zu regnen, die Tiere verzogen sich vor Blitz und Donner und wir gingen mehr oder weniger leer aus. Dennoch war auch dieser Park-Besuch ein spezielles Erlebnis. Punkt 0600 Uhr standen wir wieder am Eingangsgate, wiederum mit Dotschli. Ein Rudel von fünf Wildhunden lag plötzlich vor uns auf dem Weg – was sehr selten sei, wie wir uns sagen liessen später. Fast eine halbe Stunde durften wir diese Tiere beobachten, wie sie abwechslungsweise frassen (was, konnten wir leider nicht sehen) und Wache schoben. Ansonsten machten wir wiederum Begegnungen mit Elefanten, Zebras, Antilopen, Büffel, zahlreichen Vogelarten und Wildschweinen. Diesen Park und das Wildlife-Camp haben wir fest in unsere Herzen geschlossen – das ist Afrika pur. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Karlchen und machten uns auf den Weg – die ersten 30 km wiederum abwechslungsweise mit Sambu. Wenn wir nicht zusammen fuhren, staunten die Einheimischen nicht schlecht, wenn ein Muzungu auf einem Fahrrad dahingeradelt kam…das sahen sie wohl hier nicht häufig, da die meisten Touristen aufgrund des langen und mühsamen Anfahrtsweges per Flugzeug direkt zum Park fliegen. Unterwegs machten wir Halt bei einer Textil-Fabrik, wo traditionell verschiedenste Textilien (Bettwäsche, T-Shirts, Tischdecken etc.) bemalt werden. Nach einer Besichtigung der Fertigungsstätte kam die Qual der Wahl, was wir mit nach Hause nehmen wollten, denn die Preise waren auf europäischem Niveau und wir hatten nicht unendlich Platz zur Verfügung.

Danach luden wir Sambu aufs Dach und fuhren nach Chipata zurück. Am nächsten Tag führte uns der Weg weiter süd-westlich nach Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, wo wir auf dem Pioneer Camp Halt machten. Dort trafen wir ein sympathischen Deutsch-Holländisches Pärchen, welches auch schon längere Zeit unterwegs war. Shopping-Center, Dotschli-Service, Pool, Aufräumen – auch das wiederholt sich…Doch halt: im Shopping-Center wurden wir als Grillspezialisten aufs Höchste erfreut: Fleischtheke vom Feinsten, meterlang, die Tierchen schön zerlegt wie wir uns das gewohnt waren, keine Fliegen, keine Augen, die uns anstarrten…Steaks bis zu 1.5 kg EIN Steak…keine Frage, dass wir jeden Abend den Grill anschmissen und eine Schweigeminute für unsere Grillfreunde zu Hause einlegten.


Nach ein paar Tagen waren wir bereit, um weiter nach Livingstone zu fahren. Unterwegs übernachteten wir auf dem Camping der Moorings-Farm, wo wir auf einen jungen Schweizer trafen, der sich dort vorläufig niedergelassen hat. Es war spannend, mit ihm zu diskutieren…Livingstone ist wegen der Victoria-Falls recht touristisch, so dass wir nur eine Nacht blieben und am nächsten Tag nach Simbabwe einreisten und uns die Fälle von dieser Seite anschauten.


Fazit Sambia:

Der South Luangwa Nationalpark gehört zweifellos zu einem unserer Highlights der Reise. Das Wildlife Camp ist ein Juwel, wir haben die Zeit dort sehr genossen. Dass wir so lange gewartet haben, bis wir uns ein Bike gekauft haben, wissen wir bis heute nicht – Sambu spult nun tüchtig einen Teil der vielen Kilometer mit und hilft uns dabei, nicht einzurosten :-). Sambia bietet Afrika pur und das erst noch weniger touristisch als beispielsweise Kenya. Rückblickend sind wir uns fast ein bisschen reuig, dass wir nicht mehr Zeit in Sambia verbracht haben. Vielleicht kommen wir wieder....

Donnerstag, 7. April 2011

Malawi: 24.03.11 – 30.03.11

Die malawischen Visumsbestimmungen (nur für Schweizer?) waren derart, dass wir das Visum nicht an der Grenze kaufen konnten, sondern nur mit einem weiteren Wisch innert 3 Tagen in der nächst grösseren Ortschaft Mzuzu. Was dies bringen soll, ist mir ein Rätsel. Diesen Wisch in der Hand, das gestempelte Carnet und rein gings nach Malawi. Die erste Nacht verbrachten wir im wunderschönen Chitimba Camp am Lake Malawi.


Chitimba Camp
Da immer noch Regenzeit, war der Strand voller Schwemmholz, Müll und das Wasser trübe – und daher abgesehen von der Billharziosegefahr keine Versuchung wert. Umso schöner war jedoch die Stimmung am See mit den grossartigen Wolkenformationen – solch riesige Gewitterwolkentürme habe ich noch nie gesehen. Wir genossen die entspannte Atmosphäre und das spannende lange Gespräch mit dem holländischen Besitzer des Camps, der dieses vor vier Jahren von einem Engländer übernommen hatte. Abends quakten die Frösche derart laut, dass wir kaum schlafen konnten – nicht nur das uns bekannte quaken, sondern weitere unbekannteTöne gaben diese kleinen Viecher von sich. Tags darauf fuhren wir entlang dem wunderschönen Malawi-See nach Mzuzu zur Immigration-Office. Da ich in der Nacht zuvor zu wenig geschlafen hatte, empfand ich das Visumsprozedere als äusserst mühsam und Corinne musste mich mehrfach beruhigen, damit ich diesen faulen, unhöflichen und lamaschigen Beamten nicht an die Gurgel sprang…das ordentliche Visum für 30 Tage kostete geschlagene 70 US-Dollar, was uns zu viel war. Daher „nur“ ein Transit-Visum, 7 Tage für läppige 50 US Dollar, pro Person versteht sich, und nach guten zwei Stunden waren wir wieder frei. Ich benötigte eine ganze Weile, ehe ich mich wieder beruhigt hatte…:-).

Von Mzuzu aus fuhren wir wieder an die Küste und wollten eigentlich zu einer im Guide ganz nett beschriebenen Lodge fahren. Diese entpuppte sich als „closed“ seit Jahren, worauf wir Wegweisern folgend zur nächsten weiterfahren wollten. Der Weg – offroad und maximal autobreit – war zunehmend aus loser Erde aufgeschüttet, rechts und links ein Wassergraben. Ich hatte schon ein ungutes Gefühl, als wir vorwärts in diesen Weg reinfuhren. Vor einer kleinen Holzbrücke (afrikanisch = ein paar Bäumchen und Stämme über den Bach gelegt) sagte ich: niet, da fahr ich nicht drüber. Also Rückwärtsgang rein und wieder raus – doch plötzlich geschah es: ich geriet ein bisschen auf die linke Seite und Dotschli rutschte seitwärts weg, war zu schwer für die lose Erde.

bitte nicht umkippen....
Beide linken Räder rutschten langsam gegen den Graben zu – das „Neige-Meter“ zeigte immer mehr an und ich hielt an, konnte nichts mehr machen. Je weiter ich in der Folge versuchte, wieder auf den Weg zu fahren, desto mehr neigte sich Dotschli zur Seite und bewegte sich weder vor-noch rückwärts. Ich stieg aus. Wir befanden uns das erste Mal auf dieser Reise in einer auf berndeutsch „Scheiss-Situation“. Alleine würden wir da nicht mehr rauskommen und ich befürchtete, dass uns Dotschli auf die Seite kippen würde. Dies würde nicht nur das Ende der Reise, sondern auch eine kleinere bis mittlere finanzielle Katastrophe darstellen, weil wir gegen „Selbstzerstörung“ nicht versichert sind, sprich: keine Vollkasko haben, welche Afrika abdeckt. Mit der Zeit war das ganze Dorf um uns versammelt – zuerst lachten sie ab uns bzw. unserem Dialekt, dann merkten sie, dass uns nicht gerade gut zumute war und als die Dorfälteren auch bei uns eintrafen, schwankte die Stimmung in Hilfsbereitschaft über. Ich befestigte die Bergegurte seitlich am Dachträger, nahm die Schaufel aus der Dachkiste und wir fingen an, vor den beiden rechten Rädern zu graben, damit sich Dotschli nicht mehr weiter nach links neigen konnte. Die Zeit verging, wir schwitzten und krampften unter Beobachtung von dutzenden Einheimischer, welche lautstark mitdiskutierten, was nun zu machen sei. Als wir genug gebuddelt hatten, versuchte das halbe Dorf am andern Ende der Bergegurte Dotschli zu stabilisieren und ich wagte einen Versuch, wieder auf den Weg zu fahren. Dank Untersetzung und der beiden Differentialsperren drehten die Räder nun nicht mehr durch, sondern fanden Halt – wir waren draussen! Schweissgebadet aber überglücklich bedankten wir uns bei den Helfern, übergaben dem Dorfältesten einen guten Batzen für ihre Hilfe. Kaum aus meinen Händen, gerieten die vielen Menschen untereinander in einen Streit, wie das Geld nun aufgeteilt werden sollte: offenbar waren Menschen verschiedener Dörfer zu Hilfe geeilt – diese versuchten nun, soviel wie möglich für ihre Dörfer zu ergattern. Wir waren dabei völlig nebensächlich; als wir uns verabschieden wollten, waren sie nur mit sich bzw. dem Geld beschäftigt…Phu, das war Adrenalin pur und es hätte auch schief gehen können. Wir dankten unserem Schutzengel und fuhren auf TEERSTRASSE in die nächste Lodge, wo wir uns ein feines Fisch-Znacht gönnten. Nach dem Znacht durften wir ein weiteres Mal das Schauspiel eines Gewitters über dem Malawisee beobachten, welch Naturspektakel!

Tags darauf fuhren wir weiter südwärts in eine Lodge mit angeschlossener Schweizer Tauchschule. Der Schweizer Eigentümer war leider gerade in Mzuzu und daher nicht zu sprechen…Das Camp selber war nichts umwerfendes, aber ein Tauchgang im Malawisee reizte uns umso mehr. Nachdem wir uns am nächsten Morgen über die Gefahr oder eben Nicht-Gefahr einer Billharziose an dieser Stelle informiert hatten, entschlossen wir uns, einen Tauchgang zu machen. Mit einem Boot fuhren wir raus zu einer kleinen Insel, wo wir ins warme Wasser (29 Grad!) stiegen. Über die Unterwasserwelt waren wir fast ein bisschen enttäuscht – wir haben mehr erwartet. Die Sicht war ca. 6 m, die Artenvielfalt der kleinen Süsswasserfische hielt sich auch in Grenzen. Speziell für uns zum anschauen waren ein VW-Wrack und ein Baum unter Wasser. Nichts desto trotz war es ein schönes Erlebnis und schon das Gefühl der „Schwerelosigkeit“ unter Wasser ist jeden Tauchgang wert!


Da wir vorhatten, in Mozambique noch zu tauchen, machten wir nur einen Tauchgang und fuhren gleichentags weiter in die Hauptstadt von Malawi, nach Lilongwe.

Dort wollten wir uns endlich ein Velo kaufen – der Sport, die Bewegung fehlte uns derart, dass wir uns entschieden, einen in Afrika ja so beliebten Drahtesel zu erstehen. Doch das war gar nicht so einfach, denn: - auch in Afrika hat China-Ware Einzug erhalten = billig, aber Schrott und schon kapput, ehe man bezahlt hat – Nicht-China-Ware war kaum aufzutreiben und wenn doch, verhältnismässig teuer. Wir wollten ja nicht fünfhundert US Dollar für ein Bike bezahlen, das wir dann wohl eh wieder weggeben (= verschenken) würden am Ende der Reise. Dazu kam, dass uns die Verkäufer die Bikes nicht testen liessen und das war dann das Todesurteil des Velo-Traumes hier in Lilongwe – ich wollte keine Katze im Sack kaufen. Neues Land, neues Glück? Wir würden es in Zambia wieder versuchen. Nach drei erholsamen Tagen im Mabuye-Backpackers (mit Pool :-) waren wir wieder bereit, weiterzuziehen.



Mabuye Backpackers Lilongwe
Wir schusterten uns einen Plan für Zambia zusammen und fuhren an die Grenze. Das Prozedere war eines der angenehmsten überhaupt: keine aufdringlichen Geldwechsler, keine Überraschungen, ein paar Stempel, erledigt in einer Stunde – so einfach geht das!











Fazit Malawi:

Was sich anfänglich als eher mühsam anfühlte (Grenze, Visumsbeschaffung), entpuppte sich dann doch noch als wunderschönes Reiseland. Der Malawisee ist einzigartig, die verschieden schimmernden Farbtöne des Wassers, das Zusammenspiel mit den (Gewitter-) Wolken und deren Spiegelungen im See…traumhaft. Kulinarisch bot der See natürlich auch Höhepunkte: als Fischliebhaber assen wir mehrmals auswärts feinen Fisch zum Znacht. Die Episode „Dotschli-Versenken“ hat uns einmal mehr gezeigt, dass die Reise auch innert Minuten zu Ende sein könnte…und wir unserem Schutzengel immer schön brav „müesse chüderle“. Malawi bietet sicher mehr, als wir gesehen haben – wir würden das nächste Mal doch nicht nur ein Transitvisum beantragen, Dollars hin oder her :-).