Mittwoch, 16. Februar 2011

Äthiopien, Teil 2: 01.02.11 – 08.02.11

Die Botschaftstour in Addis Abeba war ziemlich einfach, da wir ja nur das kenianische Visum brauchten und der Schweizer Botschafter uns nicht persönlich empfangen konnte. Auch der Verkehr war nicht besonders anstrengend, kein Vergleich zu Kairo…so dass wir bald unsere Besorgungen erledigt hatten. Fränzi und Gerry versuchten derweil noch einen Abstecher nach Djibouti zu machen, jedoch vergeblich, da ihnen das Visum an der Grenze verweigert wurde. So trafen sie ein paar Tage nach uns in Addis ein, als wir schon wieder bereit waren, um gegen Süden weiterzufahren.

Wims Holland House

Die südlichen Vororte von Addis Abeba waren im Vergleich zu den nördlichen kaum nennenswert, viel (Schwer-) Verkehr, flache Landschaft und nichts, was uns da behalten hätte. Wir fuhren auf guten Teerstrassen via Mojo an den Lake Langano – wieder ein 8-9 Stunden Tag im Auto.



Lake Langano
 Dieser See war gemäss unserem Reiseführer einer der einzigen in Äthiopien, in welchem man Billarzhiose-frei baden konnte und dies durften wir uns jaaaa nicht entgehen lassen. So fanden wir tatsächlich ein Traumplatz: mutterseelenalleine, unter schattenspendenen Bäumen, in mitten noch intakter (Vogel-) Natur…da liessen wir es uns zwei Tage so richtig gut gehen und genossen die kinderlose Ruhe Äthiopiens ;-). Da es uns jedoch weiter Richtung Kenia zog, brachen wir bald wieder auf – nach Arba Minch. Die Vegetation änderte sich allmählich: der Süden ist fruchtbarer und wir fuhren entlang endloser Mango- und Bananenplantagen, kauften am Strassenrand direkt von den Kindern (als wir anhielten, hatten wir eine Schar von ca. 30 Kindern um uns, welche alle Bananen und Mangos verkaufen wollten) ein – wunderbar. Die Strassen waren teilweise neu geteert – ein komisches Bild: superneuer Teer, aber kaum Autos, sondern Rinder, Ziegen, Schafe, Menschen….was das Vorwärtskommen auch nicht erleichterte. Je weiter wir südwärts fuhren, desto trockener wurde die Erde wieder. In Arba Minch verbrachten wir nur eine Nacht – die Suche nach einem Schlafplatz war nervig und wir hatten die „Art“ der Menschen ein bisschen satt. Aufdringlicher ging es kaum…weiter gings am nächsten Tag auf einer Piste nach Key Afar im Omo Valley. In dieser Region leben verschiedenste Menschenstämme, welche sich teilweise touristisch „vermarkten“. Touristen bezahlen „Eintritt“ in ein Dorf, bezahlen pro Foto 1-5 Birr (= ca. 5-20 Rappen) und können so im menschlichen Zoo wohl noch relativ ursprüngliche Lebensform dieser verschiedenen Stämme kennen lernen. Wir hatten jedoch nicht vor, ein solches Dorf zu besuchen und entschlossen uns daher, vorerst alleine weiterzuziehen (Gerry und Fränzi teilten uns mit, dass sie in Jinka einen Guide anheuern wollten). In Turmi besuchten wir stattdessen einen lokalen Markt, wo die „Hamer“ ihre Handwerkskunst verkauften. So konnten wir einerseits schöne Souvenirs kaufen und auch in Kontakt zu einem solchen Stamm kommen.

Hamer-Markt in Turmi

Am nächsten Tag fuhren wir weiter auf einer Piste nach Omorate, wo wir uns entscheiden mussten, ob wir östlich oder westlich am Turkana See nach Kenia einreisen wollten. Da wir nicht mehrere Tage in Omorate auf Fränzi, Gerry und die andern warten wollten, entschieden wir uns, die Fähre über den Omo River zu nehmen und westlich des Lake Turkana nach Kenia einzureisen. Auch haben wir von andern Overlandern gehört, dass die Piste im Osten des Lake Turkana teilweise recht übel und man gute 4 Tage offroad unterwegs sei. Also suchten wir den Sheriff der Fähre…nach zähen Verhandlungen einigten wir uns auf einen immer noch stolzen Preis von CHF 90.- für die Überquerung des Omo River (entspricht etwa der Aare) auf seiner nicht mehr ganz neuen „Fähre“. Diese bestand aus einem mehrbesseren Floss, welches vorne und hinten mit einer elektrischen Seilwinde ausgerüstet war – den Strom lieferte ein alter Dieselgenerator. Die Jungs machten aber einen guten Job und wir waren noch gleichentags ennet dem Omo.



Fähre über den Omo-River
 Nun wollten wir eigentlich die auf der Karte eingezeichnete Piste gen Süden nehmen, doch weit und breit keine Piste, sondern nur einzelne Spuren, welche sich im Nirgendwo verloren…zudem dämmerte es bereits. Langsam wurden wir leicht nervös, da wir uns in nicht ganz harmlosem Gebiet befanden und wir die Nacht nicht alleine dort verbringen wollten. Nach einer Stunde umherirren (wenn wir einen Einheimischen fragten, war die Verständigung unmöglich und diese Leute waren noch nie weiter als ihr Dorfrand….) trafen wir auf einen englisch-sprechenden Jungen, der uns einen Guide „verkaufte“ und uns nahe legte, wir sollten ja nicht im Dunkeln weiterfahren, dieses Gebiet sei nicht sicher. Also nahm Corinne hinten Platz, der bewaffnete Guide vorne neben mir. Immer wieder deutete er an, ich solle doch schneller fahren, damit wir das Dorf noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen…so bretterte ich über die Piste und – wir schafften es bis ins nächste Dorf nahe der Grenze. Sofort wieder umringt von Einheimischen entschieden wir uns, noch bis zum Grenzposten zu fahren und dort zu übernachten. Spuren hatte es keine mehr, doch der Boden war zum Glück fest genug, um einfach quer durch die Pampa nach Kompass bzw. Navi zu fahren. Der Grenzposten von Äthiopien bestand aus ein paar Betonhäuschen auf einer Anhöhe – wir wurden herzlich empfangen von den drei Polizisten (in zivil). Auch sie rieten uns, nicht weiterzufahren in der Dunkelheit…;-). Also verbrachten wir die Nacht bei diesen Polizisten, ein bisschen mulmig war uns schon zu mute. Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf die Socken und versicherten den Grenzpolizisten „nein, wir halten nicht an, wenn uns jemand versucht zu stoppen“ und „ja, bei den kenianischen Polizisten halten wir dann wieder an, sonst gibt’s Ärger“ ;-). Gesagt getan, jedoch von Unsicherheit oder sonstigen Problemen merkten wir überhaupt nichts. Auch die Piste war gut zu finden und auf der kenianischen Seite war das T4A (Tracks for Africa, eine afrikanische Karte auf dem GPS) wieder genauer und damit brauchbar. Die kenianischen Polizisten waren überaus freundlich, erfreut uns zu sehen (nach wohl langer Pause ohne Besuch) und wünschten uns in perfektem Englisch einen schönen Aufenthalt in Kenia.

Fazit Äthiopien:

Äthiopien ist definitiv KEIN Pick-Nick-Land, auch wenn die Landschaft geradezu dafür geeignet ist. Die Kombination zwischen der Wander-Woche in den Simien-Mountains, dem Offroad-Abstecher in die Danakil-Wüste und zum Erta-Ale-Vulkan, dem Kultur-Besuch der Felsenkirchen in Lalibela, den Ferientagen am Lake Langano sowie dem Süden Äthiopiens im Omo Valley machte Äthiopien für uns zu einem spannenden Reiseland. Da wir uns nirgends ungestört frei bewegen oder gar campen konnten, die meisten Leute und vor allem die Kinder keine Privatsphäre respektierten („you you you, give me money, give me pen, give me give irgendöppis“ – bis hin zum Steine werfen auf Zelt und Auto = strapazierten unsere Nerven täglich von Neuem), empfanden wir Äthiopien als recht anstrengend. Kulinarisch war vor allem die Kaffee-Zeremonie ein Genuss (vor allem für Adi), die Injiera (säuerliche „Omelette“, serviert mit scharfen Saucen / Fleisch) und die scharfen Gewürze entsprachen uns eher weniger, so dass wir uns eher an die europäische Küche hielten.


an der Grenze zu Kenya

P.S. Es sind entsprechend neue Fotos im Äthiopien-Album.