Die Einreise nach Tansania ging auch zügig voran, ausser dass ich dem Zollbeamten erklären musste, wie er das Carnet auszufüllen hatte. Dieser Grenzübergang wurde von Overlandern nicht viel frequentiert – wir waren das dritte Fahrzeug im März…Der sichtlich überforderte Grenzbeamte musste sich eine Vorlage besorgen, damit er die richtigen Feldchen ausfüllte. Die gute Teerstrasse führte uns durch savannenähnliche Landschaft – weg waren die Bananen, der Tee und das tropische Grün. Auch wenn wir in der Regenzeit unterwegs waren, vermochte der Regen die trockene Landschaft nicht in saftiges Grün umzuwandeln. Vielmehr wurden grosse Gebiete einfach überschwemmt. Auch sofort fiel uns auf, dass die Bevölkerung wiederum viel ärmer war als in Ruanda. Einfachste strohbedeckte Lehmhüttchen, davor einige Geissen oder magere Rinder. Gleichentags fuhren wir noch bis Nyakanzi, wo wir in einem einfachen Guesthouse eine Bleibe fanden. Wir waren wohl seit einiger Zeit die einzigen weissen Touristen, so dass wir wieder die vollste Aufmerksamkeit der Bevölkerung hatten. Ein Student diente als Dolmetscher und führte uns in ein „Restaurant“, wo wir das erste Mal Ugali, ähnlich wie Polenta nur aus weissem Maismehl, zusammen mit Geissenfleisch serviert erhielten. In riesigen Kochtöpfen wurde am Strassenrand auf Kohleherden gekocht, lautstark dröhnten ein paar Lautsprecher und wir mittendrin, weit und breit die einzigen Touristen. Das war Afrika, gewöhnungsbedürftig aber ein Erlebnis! Jerry und Else, welche schon ein paar Tage vor uns Richtung Süden aufgebrochen waren, sandten uns eine sms: West-Tansania schlechtes Wetter, übelste, teilweise von Lastwagen blockierte Pisten, viel Matsch, sie kämen nur sehr langsam voran. Also entschieden wir uns, Tansania nicht im Westen runterzufahren (was ca. 800 km Piste bedeutete und dies in der Regenzeit), sondern auf der Teerstrasse einen Umweg nach Siginda zu machen.
Dies hiess jedoch ein paar Tage einfach „durchfahren“ – Maloney und andere Hörbücher verkürzten uns diese Tage. Da wir dort wiederum keinen Campingplatz fanden und auch die Hotelbesitzer nicht sonderlich erfreut waren an Campinggästen, nahmen wir uns das erste Mal ein Hotelzimmer. OK, nicht gerade Luxus, aber eine warme Dusche und ein festes Dach über dem Kopf waren doch nicht zu verachten bei diesem Regen. Dachten wir , denn die Nacht haben wir schlecht in Erinnerung: Das Mückennetz über dem Bett war zu klein. Die Biester stachen mich durch das Netz hindurch. Dazu kam ein weiterer Durchfall – WC-Besuche alle Stunden, der Muezzin bellte ab vier Uhr morgens auch wieder von den Dächern und als um sechs Uhr der Parkwächter an unsere Türe polterte und uns weckte, nur um zu betteln, jagte es uns doch den „Nuggi“ raus. Schlecht gelaunt packten wir unsere sieben Sachen und zogen weiter. Zwischen Siginda und Dodoma war die Landschaft nicht spektakulär. In Dodoma wollten wir eigentlich direkt nach Iringa fahren, doch als wir die Piste sahen, änderten wir wiederum Pläne: wir hatten einfach keine Lust mehrer hundert Kilometer lang im Regen Schlagloch um Schlagloch zu umfahren und ev. noch stecken zu bleiben, weil die schweren Lastwagen auch festsassen. Also nahmen wir die Teerstrasse Richtung Morogoro in Angriff, was wir nicht bereuten: die Vegetation sowie das Landschaftsbild änderten merklich. Wiederum hügliger, grüner und immer wieder Bananenbäume.
Wir fuhren durch mehrere Regenfronten, teilweise so stark, dass wir beinahe anhalten mussten, weil wir trotz Schweibenwischer-auf-Vollgas kaum ein paar Meter sahen (was die Einheimischen natürlich nicht hinderte, weiter mit überhöhter Geschwindigkeit zu fahren und gefährliche Überholmanöver zu machen…). Die Bäche gingen über die Ufer, Strassen wurden überschwemmt, wirklich ein Spektakel. Über Doma gings weiter durch den Mikumi Nationalpark, wo wir doch tatsächlich Zebras, Büffel, Giraffen und sogar Elefanten aus nächster Nähe beobachten konnten, und dies von der Hauptstrasse aus!
Was uns nachdenklich und teilweise sogar ängstlich machte, waren die vielen Unfälle, welchen wir begegneten. Vor allem schwer beladene Lastwagen, wohl technisch auch nicht in allerbestem Zustand, lagen meist völlig zertrümmert neben oder noch auf der Strasse – wir fuhren gerade zu einem Unfall, bei welchem ein Lastwagen mit einem Reisebus zusammenstiess – übles Bild.
Die Lastwagenfahrer sind sich hier einfach nicht bewusst, welch Geschosse sie lenken, wenn sie ihre überladenen Fuhren die teilweise starken Gefälle (wohl ausgekuppelt) hinunterrollen lassen und dann in der Kurve merken, dass sie doch besser ein bisschen früher gebremst hätten…ein paar Mal hatte ich recht viel Adrenalin im Blut, als uns solche Lastwagen gefährlich nahe kamen. Unser Schutzengel hat bislang volle Arbeit geleistet :-).
Kurz vor Iringa hielten wir bei einem schönen Camp am Lukose-River. Leider war uns Petrus immer noch übel gestimmt, der Regen fiel und fiel…so dass wir weiterfuhren über Makambako nach Mbeya und nach Tukuyu, kurz vor der Grenze nach Malawi. Beim Old Farm House Kisolanza, kurz nach Iringa, übernachteten wir noch ein weiteres Mal: dieses schöne Camp, wiederum eine Farm, bot zugleich frisches Gemüse und Früchte an, welch ein Genuss. Wir deckten uns ein und zum Znacht bot Frau Köchin Corinne frische Frühlingskartoffeln mit Lauch, gefolgt von Rhabarberkompott an und dies (fast) aus dem eigenen Garten!
Die Ausreise nach Malawi war wohl die übelste, welche wir erlebt haben: mehrere Dutzend, ich übertreibe nicht, teilweise sehr aggressive Schwarzgeldwechsler umlagerten uns und wir mussten die unterste Schublade verbaler Art zu Hilfe nehmen, um sie zu vertreiben.
Fazit Tanzania:
Dieses Fazit fällt einigermassen kurz aus: wir sind über 1500 km gefahren, vielfach in heftigem Regen und gesehen haben wir nicht allzu viel. Wir wählten die Auto- und nervschonende Teer-Variante und sind – nachdem wir wiederum von den Jerry und Else Bericht erhalten haben – nicht unglücklich darüber. Auf den teuren und sehr touristischen Kilimanjaro wollten wir sowieso nicht, nachdem wir ein so schönes Bergerlebnis am Mt. Kenya hatten und die Nationalparks im Norden Tanzanias liessen wir aus; andere schöne Parks warten in den südlichen Ländern auf uns.
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