Die malawischen Visumsbestimmungen (nur für Schweizer?) waren derart, dass wir das Visum nicht an der Grenze kaufen konnten, sondern nur mit einem weiteren Wisch innert 3 Tagen in der nächst grösseren Ortschaft Mzuzu. Was dies bringen soll, ist mir ein Rätsel. Diesen Wisch in der Hand, das gestempelte Carnet und rein gings nach Malawi. Die erste Nacht verbrachten wir im wunderschönen Chitimba Camp am Lake Malawi.
|
Chitimba Camp |
Da immer noch Regenzeit, war der Strand voller Schwemmholz, Müll und das Wasser trübe – und daher abgesehen von der Billharziosegefahr keine Versuchung wert. Umso schöner war jedoch die Stimmung am See mit den grossartigen Wolkenformationen – solch riesige Gewitterwolkentürme habe ich noch nie gesehen. Wir genossen die entspannte Atmosphäre und das spannende lange Gespräch mit dem holländischen Besitzer des Camps, der dieses vor vier Jahren von einem Engländer übernommen hatte. Abends quakten die Frösche derart laut, dass wir kaum schlafen konnten – nicht nur das uns bekannte quaken, sondern weitere unbekannteTöne gaben diese kleinen Viecher von sich. Tags darauf fuhren wir entlang dem wunderschönen Malawi-See nach Mzuzu zur Immigration-Office. Da ich in der Nacht zuvor zu wenig geschlafen hatte, empfand ich das Visumsprozedere als äusserst mühsam und Corinne musste mich mehrfach beruhigen, damit ich diesen faulen, unhöflichen und lamaschigen Beamten nicht an die Gurgel sprang…das ordentliche Visum für 30 Tage kostete geschlagene 70 US-Dollar, was uns zu viel war. Daher „nur“ ein Transit-Visum, 7 Tage für läppige 50 US Dollar, pro Person versteht sich, und nach guten zwei Stunden waren wir wieder frei. Ich benötigte eine ganze Weile, ehe ich mich wieder beruhigt hatte…:-).
Von Mzuzu aus fuhren wir wieder an die Küste und wollten eigentlich zu einer im Guide ganz nett beschriebenen Lodge fahren. Diese entpuppte sich als „closed“ seit Jahren, worauf wir Wegweisern folgend zur nächsten weiterfahren wollten. Der Weg – offroad und maximal autobreit – war zunehmend aus loser Erde aufgeschüttet, rechts und links ein Wassergraben. Ich hatte schon ein ungutes Gefühl, als wir vorwärts in diesen Weg reinfuhren. Vor einer kleinen Holzbrücke (afrikanisch = ein paar Bäumchen und Stämme über den Bach gelegt) sagte ich: niet, da fahr ich nicht drüber. Also Rückwärtsgang rein und wieder raus – doch plötzlich geschah es: ich geriet ein bisschen auf die linke Seite und Dotschli rutschte seitwärts weg, war zu schwer für die lose Erde.
|
bitte nicht umkippen.... |
Beide linken Räder rutschten langsam gegen den Graben zu – das „Neige-Meter“ zeigte immer mehr an und ich hielt an, konnte nichts mehr machen. Je weiter ich in der Folge versuchte, wieder auf den Weg zu fahren, desto mehr neigte sich Dotschli zur Seite und bewegte sich weder vor-noch rückwärts. Ich stieg aus. Wir befanden uns das erste Mal auf dieser Reise in einer auf berndeutsch „Scheiss-Situation“. Alleine würden wir da nicht mehr rauskommen und ich befürchtete, dass uns Dotschli auf die Seite kippen würde. Dies würde nicht nur das Ende der Reise, sondern auch eine kleinere bis mittlere finanzielle Katastrophe darstellen, weil wir gegen „Selbstzerstörung“ nicht versichert sind, sprich: keine Vollkasko haben, welche Afrika abdeckt. Mit der Zeit war das ganze Dorf um uns versammelt – zuerst lachten sie ab uns bzw. unserem Dialekt, dann merkten sie, dass uns nicht gerade gut zumute war und als die Dorfälteren auch bei uns eintrafen, schwankte die Stimmung in Hilfsbereitschaft über. Ich befestigte die Bergegurte seitlich am Dachträger, nahm die Schaufel aus der Dachkiste und wir fingen an, vor den beiden rechten Rädern zu graben, damit sich Dotschli nicht mehr weiter nach links neigen konnte. Die Zeit verging, wir schwitzten und krampften unter Beobachtung von dutzenden Einheimischer, welche lautstark mitdiskutierten, was nun zu machen sei. Als wir genug gebuddelt hatten, versuchte das halbe Dorf am andern Ende der Bergegurte Dotschli zu stabilisieren und ich wagte einen Versuch, wieder auf den Weg zu fahren. Dank Untersetzung und der beiden Differentialsperren drehten die Räder nun nicht mehr durch, sondern fanden Halt – wir waren draussen! Schweissgebadet aber überglücklich bedankten wir uns bei den Helfern, übergaben dem Dorfältesten einen guten Batzen für ihre Hilfe. Kaum aus meinen Händen, gerieten die vielen Menschen untereinander in einen Streit, wie das Geld nun aufgeteilt werden sollte: offenbar waren Menschen verschiedener Dörfer zu Hilfe geeilt – diese versuchten nun, soviel wie möglich für ihre Dörfer zu ergattern. Wir waren dabei völlig nebensächlich; als wir uns verabschieden wollten, waren sie nur mit sich bzw. dem Geld beschäftigt…Phu, das war Adrenalin pur und es hätte auch schief gehen können. Wir dankten unserem Schutzengel und fuhren auf TEERSTRASSE in die nächste Lodge, wo wir uns ein feines Fisch-Znacht gönnten. Nach dem Znacht durften wir ein weiteres Mal das Schauspiel eines Gewitters über dem Malawisee beobachten, welch Naturspektakel!
Tags darauf fuhren wir weiter südwärts in eine Lodge mit angeschlossener Schweizer Tauchschule. Der Schweizer Eigentümer war leider gerade in Mzuzu und daher nicht zu sprechen…Das Camp selber war nichts umwerfendes, aber ein Tauchgang im Malawisee reizte uns umso mehr. Nachdem wir uns am nächsten Morgen über die Gefahr oder eben Nicht-Gefahr einer Billharziose an dieser Stelle informiert hatten, entschlossen wir uns, einen Tauchgang zu machen. Mit einem Boot fuhren wir raus zu einer kleinen Insel, wo wir ins warme Wasser (29 Grad!) stiegen. Über die Unterwasserwelt waren wir fast ein bisschen enttäuscht – wir haben mehr erwartet. Die Sicht war ca. 6 m, die Artenvielfalt der kleinen Süsswasserfische hielt sich auch in Grenzen. Speziell für uns zum anschauen waren ein VW-Wrack und ein Baum unter Wasser. Nichts desto trotz war es ein schönes Erlebnis und schon das Gefühl der „Schwerelosigkeit“ unter Wasser ist jeden Tauchgang wert!
Da wir vorhatten, in Mozambique noch zu tauchen, machten wir nur einen Tauchgang und fuhren gleichentags weiter in die Hauptstadt von Malawi, nach Lilongwe.
Dort wollten wir uns endlich ein Velo kaufen – der Sport, die Bewegung fehlte uns derart, dass wir uns entschieden, einen in Afrika ja so beliebten Drahtesel zu erstehen. Doch das war gar nicht so einfach, denn: - auch in Afrika hat China-Ware Einzug erhalten = billig, aber Schrott und schon kapput, ehe man bezahlt hat – Nicht-China-Ware war kaum aufzutreiben und wenn doch, verhältnismässig teuer. Wir wollten ja nicht fünfhundert US Dollar für ein Bike bezahlen, das wir dann wohl eh wieder weggeben (= verschenken) würden am Ende der Reise. Dazu kam, dass uns die Verkäufer die Bikes nicht testen liessen und das war dann das Todesurteil des Velo-Traumes hier in Lilongwe – ich wollte keine Katze im Sack kaufen. Neues Land, neues Glück? Wir würden es in Zambia wieder versuchen. Nach drei erholsamen Tagen im Mabuye-Backpackers (mit Pool :-) waren wir wieder bereit, weiterzuziehen.
|
Mabuye Backpackers Lilongwe |
Wir schusterten uns einen Plan für Zambia zusammen und fuhren an die Grenze. Das Prozedere war eines der angenehmsten überhaupt: keine aufdringlichen Geldwechsler, keine Überraschungen, ein paar Stempel, erledigt in einer Stunde – so einfach geht das!
Fazit Malawi:
Was sich anfänglich als eher mühsam anfühlte (Grenze, Visumsbeschaffung), entpuppte sich dann doch noch als wunderschönes Reiseland. Der Malawisee ist einzigartig, die verschieden schimmernden Farbtöne des Wassers, das Zusammenspiel mit den (Gewitter-) Wolken und deren Spiegelungen im See…traumhaft. Kulinarisch bot der See natürlich auch Höhepunkte: als Fischliebhaber assen wir mehrmals auswärts feinen Fisch zum Znacht. Die Episode „Dotschli-Versenken“ hat uns einmal mehr gezeigt, dass die Reise auch innert Minuten zu Ende sein könnte…und wir unserem Schutzengel immer schön brav „müesse chüderle“. Malawi bietet sicher mehr, als wir gesehen haben – wir würden das nächste Mal doch nicht nur ein Transitvisum beantragen, Dollars hin oder her :-).
Hallo Corinne&Adi, eure Berichte sind immer wieder sehr interessant und spannend! Häbet Sorg...u bis glii Hene&Family
AntwortenLöschen