Donnerstag, 28. April 2011

Sambia: 30.03.11 – 12.04.11

Die erste Nacht in Sambia verbrachten wir im Deans’ Camp in Chipita. Im Spar füllten wir unsere Vorräte auf und begannen wiederum mit der Suche nach einem tauglichen Velo. Als die Locals erfuhren, dass zwei Muzungus ein Velo kaufen möchten, waren wir plötzlich umringt von potentiellen Geschäftspartnern – es wurden uns mehrere Velos in unterschiedlichstem Zustand angeboten. Im Unterschied zu den Verkäufern in Lilongwe konnten wir diese Fahrräder jedoch Probe fahren, was schlussendlich zu einem neuen Familienmitglied führte: herzlich willkommen, Sambu!

OK, auch Sambu stammt aus China, sieht leicht aus, ist er aber nicht und die Hinterbremsen und Schaltung benötigten eine gründliche Überholung. Alles in allem stimmte jedoch das Preis-Leistungsverhältnis mehr oder weniger – oder auf deutsch: wir wollten jetzt ein Bike und waren bereit, auch für diesen Chinesen hundert Franken hinzublättern. Freudig strampelten wir die ersten 30 Kilometer zwischen Chipata und Mfuwe abwechslungsweise, obschon wir erstaunlich schnell ausser Atem kamen und die afrikanische Sonne gnadenlos auf unsere Häupter brannte – aber es machte Spass. Gegen Mittag schnallten wir Sambu auf den Dachträger (wenn wir noch mehr aufs Dach laden, sehen wir schon bald aus wie ein afrikanischer Lastwagen!) und fuhren über eine üble Piste nach Mfuwe, dem Tor zum South Luangwa National Park. Wir quartierten uns in die Wildlife Lodge (bzw. Camping) ein und staunten nicht schlecht, als wir in breitem Berndeutsch begrüsst wurden! Dora lebt und arbeitet schon vier Jahre hier und hatte uns viel zu erzählen…wir entschieden uns sogleich, einen Night-Game-Drive zu buchen und um halb vier gings los: im offenen Land-Rover erlebten wir ein weiteres Highlight in Afrika – in der Dämmerung und Nacht quer durch einer der wildesten und unberührtesten Nationalparks zu fahren war unbeschreiblich. Wir konnten Zebras, Giraffen, Büffel, Antilopen, Stachelschweine, Eulen und weitere Tiere sehen…und als Krönung vier Löwen beobachten! Als es eindunkelte, leuchtete der eine Guide während dem Fahren mit einem sehr starken Scheinwerfer die nähere Umgebung aus. Unterwegs servierte uns der Guide ein kühles Bierchen und Popcorn...einfach einmalig. Um halb neun waren wir wieder im Camp, wo wir einen leckeren Cheesburger serviert erhielten.

Da der Eintritt in den Nationalpark für 24 Stunden gültig war, standen wir um sechs Uhr morgens schon wieder am Eingangsgate, dieses Mal aber mit Dotschli. Das Glück war wiederum auf unserer Seite: eine Mutter mit zwei Jungen Löwen spazierten direkt vor unserem Auto durch, keine zwei Meter trennten uns von ihnen! Eine gute viertel Stunde konnten wir ihnen folgen – seelenruhig und an Autos gewöhnt schien sich die Mutter mit den verspielten Jungen nicht an uns zu stören. Auch die ganze andere Palette an Tieren durften wir in der Folge beobachten, nur der Leopard fehlte noch auf der Liste. Die kleineren Wege waren leider wegen der Regenzeit noch nicht passierbar – mehrmals mussten wir umkehren, da wir uns alleine nicht wagten, die schlammigen Passagen oder tiefen Wasserdurchfahrten zu queren. Ein weiteres Malheur mit Dotschli wollten wir dieses Mal vermeiden….Gegen Mittag waren wir müde vom Herumfahren und Beobachten, so dass wir ins Camp zurückfuhren. Doch auch dort ging das Tier-Spektakel weiter: dutzende von Baboons (Affen) tollten im Camp herum, Buschhörnchen „Karlchen“ war unser Nachbar, ein Riesenwaran trottete über den Weg: wir campten in einem richtigen Zoo. Das Pool direkt am Fluss war natürlich das „i-Tüpfli“, denn es war unglaublich schwül und heiss.

Den nächsten Tag verbrachten wir im Camp, wir waren zu müde, um weitere Safaris zu machen. Mussten wir auch nicht, denn die Tierwelt spazierte uns auch im Camp vor den Augen herum: Ein Elefant trottete am andern Ufer des Luangwa vorbei, die Affen spielten auf den benachbarten Fixzelten Trampolin, die Hippos im Luangwa vor uns schnaubten und röhrten und Karlchen war auch immer da. Es war wirklich ein Traum…

Wir verbrachten fast den ganzen Morgen damit, Sambu auf Vordermann zu bringen. Die Vorbesitzer hatten das Wort „Unterhalt“ wohl nicht in ihrem Repertoire: Schalt- und Bremskabel waren verrostet, die Schaltung mussten wir neu einstellen, die Bremsen revidieren…es gab viel zu tun. Doch danach war unser Sambu einsatzfähig – ausser den lädierten Kugellagern und der abgenützten Ritzel konnten wir alles zufrieden stellend instand setzen. Nun wollten wir Sambu noch einen Gepäckträger spendieren, damit wir zu zweit auf Pirschfahrt gehen konnten…:-). Den Nachmittag verbrachten wir mit anstrengendem Baden im Pool…

Tags darauf entschieden wir uns, nochmals in den Park zu gehen und buchten wiederum einen Night-Drive. Doch dieses Mal hatten wir weniger Glück: es begann zu regnen, die Tiere verzogen sich vor Blitz und Donner und wir gingen mehr oder weniger leer aus. Dennoch war auch dieser Park-Besuch ein spezielles Erlebnis. Punkt 0600 Uhr standen wir wieder am Eingangsgate, wiederum mit Dotschli. Ein Rudel von fünf Wildhunden lag plötzlich vor uns auf dem Weg – was sehr selten sei, wie wir uns sagen liessen später. Fast eine halbe Stunde durften wir diese Tiere beobachten, wie sie abwechslungsweise frassen (was, konnten wir leider nicht sehen) und Wache schoben. Ansonsten machten wir wiederum Begegnungen mit Elefanten, Zebras, Antilopen, Büffel, zahlreichen Vogelarten und Wildschweinen. Diesen Park und das Wildlife-Camp haben wir fest in unsere Herzen geschlossen – das ist Afrika pur. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Karlchen und machten uns auf den Weg – die ersten 30 km wiederum abwechslungsweise mit Sambu. Wenn wir nicht zusammen fuhren, staunten die Einheimischen nicht schlecht, wenn ein Muzungu auf einem Fahrrad dahingeradelt kam…das sahen sie wohl hier nicht häufig, da die meisten Touristen aufgrund des langen und mühsamen Anfahrtsweges per Flugzeug direkt zum Park fliegen. Unterwegs machten wir Halt bei einer Textil-Fabrik, wo traditionell verschiedenste Textilien (Bettwäsche, T-Shirts, Tischdecken etc.) bemalt werden. Nach einer Besichtigung der Fertigungsstätte kam die Qual der Wahl, was wir mit nach Hause nehmen wollten, denn die Preise waren auf europäischem Niveau und wir hatten nicht unendlich Platz zur Verfügung.

Danach luden wir Sambu aufs Dach und fuhren nach Chipata zurück. Am nächsten Tag führte uns der Weg weiter süd-westlich nach Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, wo wir auf dem Pioneer Camp Halt machten. Dort trafen wir ein sympathischen Deutsch-Holländisches Pärchen, welches auch schon längere Zeit unterwegs war. Shopping-Center, Dotschli-Service, Pool, Aufräumen – auch das wiederholt sich…Doch halt: im Shopping-Center wurden wir als Grillspezialisten aufs Höchste erfreut: Fleischtheke vom Feinsten, meterlang, die Tierchen schön zerlegt wie wir uns das gewohnt waren, keine Fliegen, keine Augen, die uns anstarrten…Steaks bis zu 1.5 kg EIN Steak…keine Frage, dass wir jeden Abend den Grill anschmissen und eine Schweigeminute für unsere Grillfreunde zu Hause einlegten.


Nach ein paar Tagen waren wir bereit, um weiter nach Livingstone zu fahren. Unterwegs übernachteten wir auf dem Camping der Moorings-Farm, wo wir auf einen jungen Schweizer trafen, der sich dort vorläufig niedergelassen hat. Es war spannend, mit ihm zu diskutieren…Livingstone ist wegen der Victoria-Falls recht touristisch, so dass wir nur eine Nacht blieben und am nächsten Tag nach Simbabwe einreisten und uns die Fälle von dieser Seite anschauten.


Fazit Sambia:

Der South Luangwa Nationalpark gehört zweifellos zu einem unserer Highlights der Reise. Das Wildlife Camp ist ein Juwel, wir haben die Zeit dort sehr genossen. Dass wir so lange gewartet haben, bis wir uns ein Bike gekauft haben, wissen wir bis heute nicht – Sambu spult nun tüchtig einen Teil der vielen Kilometer mit und hilft uns dabei, nicht einzurosten :-). Sambia bietet Afrika pur und das erst noch weniger touristisch als beispielsweise Kenya. Rückblickend sind wir uns fast ein bisschen reuig, dass wir nicht mehr Zeit in Sambia verbracht haben. Vielleicht kommen wir wieder....

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