OK, schon wieder reingefallen. In unserem schlauen Buch (Reise-Know-how-Guide) von notabene 2010 stand schlicht und einfach, dass Schweizer und Österreicher Bürger das Visum an der Grenze zu Ruanda erhalten würden. Dem glaubend fuhren wir in das Grenzkaff Kisoro und der nette Campingbesitzer klärte uns auf, dass dem nicht ganz sooo einfach sei, wie in unserem Guide beschrieben. Vorerst müssten wir ein Formular ausfüllen, das an die Immigration in Kigali / Ruanda schicken und warten, bis wir das OK für ein Visum erhalten – dann gibt’s das Visum tatsächlich an der Grenze. Aber ohne diesen Wisch würden wir keine Chance haben…hin und her gerissen, wem wir nun glauben sollen, heuerte ich einen Moped-Fahrer an und fuhr mit ihm zur Grenze. Diese billigen China-Töfflis sind natürlich nicht auf Offroad ausgelegt, aber wen, ausser meinen Hintern, kümmert das schon? An der Grenze musste ich den Chef Immigration Uganda zuerst bitten, dass er mich kurz aus Uganda ausreisen lässt, damit ich rüber nach Ruanda fragen konnte, was nun stimmt. Er war mir gnädig und liess mich gehen. Zu Fuss marschierte ich durch Niemandsland im Busch und traf dann tatsächlich auf die Immigration Ruanda, wo mir der nette Herr in perfektem Englisch erklärte, dass auch wir nicht so einfach ein Visum erhalten würden. Gut – oder auch nicht – ich fuhr zurück mit dem Moped, wobei ich mehrmals absteigen musste, weil der Töff-töff sonst zu schwer zu lenken gewesen wäre im Matsch. Noch am selben Abend füllten wir online dieses Formular aus und sandten dieses nach Kigali. Wartezeit gemäss Info aus dem Internet zwischen 1-3 Tagen – Weekends nicht mit einberechnet und wir hatten ja schliesslich gerade Freitag. Nun hatten wir viiiel Zeit, um: Brot zu backen, Service am Dotschli zu machen, Aufzuräumen, zu putzen, Karten zu schreiben….und alle die abzuwimmeln, welche uns während der Wartezeit irgendwelche Touren und Ausflüge aufschwatzen wollten. Denn wir waren ja schliesslich nicht die ersten, die hier gestrandet sind ;-). Da Kisoro sonst nichts zu bieten hatte, fuhren wir wieder zurück an den Lake Bunyonyi. Unterwegs trafen wir wieder auf das deutsche Pärchen Thorsten und Leonie, mit welchen wir zwei lustige Tage am Lake Bunyonyi verbrachten. Auch das belgische Pärchen „Jerry“ und Else war wieder mit von der Partie. Lesen, Schwimmen, Musik austauschen, Auto flicken (nun funktionieren Dotschlis schöne Zusatzscheinwerfer auch wieder :-)…die Zeit verging schnell und als wir die Mails checkten, war da wirklich dieses Formular, welches uns das Tor zu Ruanda öffnen sollte, im Briefkasten. Noch gleichentags verabschiedeten wir uns von Thorsten und Leonie und fuhren wieder nach Kisoro. Doch unsere Nerven sollten nochmals kurz geprüft werden: da der Camping am Lake Bunyonyi keinen Drucker hatte, mussten wir das Formular in Kisoro ausdrucken. Doch auch in Afrika funktionieren Drucker nur, wenn Strom vorhanden ist…und das ist nicht immer der Fall. Erst am nächsten Tag hatte Kisoro wieder Strom, also ab ins Internetcafé…doch dort wollte der Drucker auch nicht, irgend ein Problem mit dem Adobe Acrobat Reader – ich war schon nahe dran, all diese „Pleiten“ als Zeichen zu werten, doch nicht nach Ruanda zu fahren…erst im zweiten Café konnten wir diesen Wisch ausdrucken. Der Grenzübergang ging problemlos – Ausstempeln, Visa kaufen, Einstempeln, und hop ins Auto, kaum eine Stunde dauerte die Prozedur. Bereits unter der Grenzbarriere war doppelt zu spüren, dass wir eine Landesgrenze passierten: statt Offroad feinster Teer und wieder Rechtsverkehr – beides nicht unangenehm! Ansonsten änderte sich nicht viel: grün, grüner, Bananen und Teefelder und viiiele Menschen. Auffallend waren jedoch die Dächer der Häuser, welche aus (Well)-Blech bestanden und jeweils in der Sonne richtig glänzten. In Musanze / Ruhengeri tauschten wir Geld, ärgerten uns ab den teilweise sehr aufdringlichen Leuten und den teuren Diesel – hätten wir doch noch in Uganda voll gemacht, mehr als einen Drittel teurer ist er hier in Ruanda….weiter fuhren wir auf Teer nach Gyseni, einem kleinen Städtchen am Lake Kivu. Nur einen Katzensprung entfernt liegt die kongolesische Grenze. Im Reiseführer lasen wir mit Interesse über die bewegte Vergangenheit dieser Region – noch nicht allzu lange her! Von alledem war jedoch nichts zu spüren, wir fühlten uns sicher. Einen Katzensprung südlich von Gyseni suchten wir einen Übernachtungsplatz, doch war dies nicht ganz einfach. Camping kennen die Ruander nicht – wir quartierten uns in einer gehobenen Lodge ein bzw. durften auf dem Parkplatz unser Dachzelt aufklappen. Den hohen Preis machten die Aussicht vom Restaurant, das gute Essen sowie die Atmosphäre allgemein wieder wett.
Palm Lodge am Lake Kivu |
Gegen Abend zog ein zünftiges Gewitter auf und unser Dachzelt wurde das erste Mal so richtig getränkt: es regnete fast die ganze Nacht durch. Ausser ein paar Tropfen durch die Nähte an der Seitenwand blieben wir trocken – es hat seine Regenzeit-Taufe bestanden. Das feine Zmorge gönnten wir uns auch noch in der Lodge, bevor wir die Offroad-Piste entlang dem Lake Kivu in Angriff nahmen. Fast hundert Kilometer teilweise üble Piste durch kleine Dörfer, Teeplantagen, alles entlang den Hügeln am Lake Kivu. Wunderschöne, ursprüngliche Landschaft!
Tee-Plantage am Kivu-See |
Kibuyie |
Nun noch kurz zu unserer Lieblingsbeschäftigung im Auto, wenn wir so stundenlang fahren: Mein Freund Stefu deckte mich bereits vor Jahren mit über 300 selber aufgenommen Hörspielen „Die haarsträubenden Fälle des Philipp Maloney“ ein. Nun ja, vielleicht haben wir sie nun alle schon einmal gehört, aber Maloney ist immer dabei und wir geniessen jeden Fall wieder aufs Neue – so geht das!
Fazit Ruanda:
Die Landschaft um den Kivu-See wird im Reiseführer nicht zu Unrecht als atemberaubend beschrieben. Ansonsten unterscheidet sich Ruanda nicht gross von Uganda; Tee, Bananen und Ackerbau prägen das Landschaftsbild. Auffallend ist jedoch der höhere Lebensstandart der Ruander, was sich zuerst in der Bausubstanz der Häuser abzeichnet. Lehmhüttchen wie in Uganda oder Kenya sucht man hier vergebens. Vielleicht mag das auch daran liegen, dass die meisten Leute wirklich arbeiten und nicht nur herumsitzen, wie in andern afrikanischen Ländern. Das hohe Preisniveau (teilweise über demjenigen der Schweiz!) sowie die Tatsache, dass wir nun voll in der Regenzeit unterwegs waren, liessen uns jedoch rasch weiterziehen.
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